Die Schuttrutsche ist da

Seit Beginn der Bauwoche heute am 10. Oktober gibt’s hier eine schicke Schuttrutsche aus dem Dachgeschoss, um alles Material, was raus muss, sicher in den Container im Hof zu befördern. Da geht es gerade vor allem um die Deckenverkleidung auf dem Dachboden, welcher früher übrigens auch als Wohnraum genutzt wurde. Denn das Dachgeschoss soll gedämmt werden. Vielleicht verbergen sich dahinter auch Stellen, die wir im Dach ausbessern müssen. Bisher haben wir glücklicherweise nur Zeitungen von 1908 entdeckt. Wer mithelfen will, den Schuttcontainer weiter zu füllen, kann gerne diese Woche zum Anpacken vorbei kommen, täglich 10 bis 18 Uhr (außer Mittwoch, da geht’s erst 14 Uhr los).

Stemmhammer, Staub und Schreibtisch-Planungsarbeiten

Seit 304 Tagen ist die Gütze59 selbstverwaltet.

Was bedeutet das für uns?

Es gibt nun neben den gemeinsamen Plena verschiedene Arbeitsgruppen: Finanzierung, Bauplanung, Öffentlichkeitsarbeit. Wir haben nun eine Bauherr*innen und Hausversicherung, Müllabfuhr und andere Dienstleistungen für solche Späße.
Ein selbstverwaltetes Haus zu haben, bedeutet für uns aber auch mehr Verantwortung übernehmen zu können, sodass wir in den kalten Monaten und darüber hinaus, Menschen ohne Wohnraum anbieten konnten, bei uns übergangsweise einen Wohnort zu haben.

Subbotniks, Auftragsarbeiten und dringende Suche nach Direktkrediten

Für andere wichtige Entscheidungsprozesse brauchten wir aber Unterstützung von Außen. So haben wir ein Holzschutzgutachten und ein Energieeffizienzgutachten in Auftrag gegeben. Die Zuarbeiten konnten wir aber mit unserer eigenen Kraft und der unseren Friendz in 6 Subbotniks wuppen. Wer in Greifswald wohnt, kennt diesen Begriff: Selbstverwaltete Häuser und Projekte rufen zu Arbeitseinsätzen, wo das ein oder andere Werkzeug zum ersten Mal in der Hand gehalten wird und neue Bauarbeitsvokabeln gelernt werden. Es wurden Dielen hochgenommen, Balkenköpfe freigelegt und Schüttung geschleppt, Tapete, oder eher die Tapetengestaltungshistorie der letzen hundert Jahre wurde abgekratzt und danach der öffentliche Raum mit einer Tanzveranstaltung eingeweiht.

Mit den Gutachten können wir nun endlich Butter bei die Fische machen. Das heißt, wir müssen auf Grundlage der Gutachten nun Entscheidungen über Erneuerung von den Balken, das Grundgerüst des Hauses, bis in kleinere Schönheits- und gleichzeitig lebenswichtige Details wie die Dämmung und das Heizsystem, treffen. Davon hängt ab wie hoch der tatsächliche Bankkredit wird, mit dem wir dann in die weitere Bauphase steigen.

Aktuell speisen wir die Kosten der Gutachten, der Bauleitung, der Architektin noch von Direktkrediten, sind aber aktuell dringend auf der Suche nach neuen Direktkrediten für die laufenden Kosten, bis wir den Bankkredit einlösen. Falls ihr uns einen Direktkredit geben könnt (z. B. 1000 € für 1 Jahr), kontaktiert uns über unsere Email und wir kommen freudig mit euch in Kontakt.

Politische Auseinandersetzungen und Wohnen- Suche nach Mitbewohnis bevorzugt LGBTI* und Persons of Color

Außer den vielen vielen bürokratischen Entscheidungen, haben wir auch Gruppenprozesse angestoßen und fortgeführt. Was bedeutet es für uns ein politisches Wohnprojekt zu sein, wer hat in Deutschland eigentlich Zugang zu selbstverwalteten Räumen dieser Art, welche Privilegien haben wir selbst und wie positionieren wir uns im gesellschaftlichen Kontext mit der Frage im Hintergrund, wie können wir unsere Struktur öffnen, für Menschen mit weniger Zugang zu solchen Räumen zum Beispiel Persons of Color, LGBTI* Personen. Solltest du dich davon angesprochen fühlen, melde dich auch wieder über die Email bei uns, denn wir suchen noch Mitbewohner:innen, die mit uns weiter mehr Staub aufwirbeln.

Die nächsten Monate bleiben spannend, der Wunsch nach Umzugskartons packen steigt. Wir halten euch unsere Unterstützer:innen und Interessierten auf dem Laufenden.

Eure Gütze59

Es ist so weit!

Wir treffen uns seit nunmehr zweieinhalb Jahren, haben geplant, gedacht und gebrainstormt, ein Nutzungskonzept entworfen, Finanzpläne geschmiedet, einen Verein und eine GmbH gegründet, und als Gruppe einen riesigen Findungsprozess angestoßen. Und nun?


Nun ist es seit einigen Wochen offiziell: Die Gütze gehört uns! Wir lassen die Sektkorken und das Tischfeuerwerk krachen und pusten die Luftschlangen, bis das Zimmer voll ist!

Was aber bedeutet das eigentlich, “Die Gütze gehört uns!”?

Nachdem die Stadt uns im Dezember als Käufer*innen auserkoren hatte, wurde der Verwaltungsaufwand, den so ein Verkauf bedeutet, im Februar noch einmal jäh unterbrochen. Weil sich einige Mitbewerber*innen ungerecht behandelt fühlten, hatte das Landgericht Stralsund eine einstweilige Verfügung verhängt! Dank glücklicher Fügung verfügte das Landgericht einige Zeit später das Ende dieser Verfügung – Der Beginn der Vergnügung der Vertragsunterschrift.

Also haben wir schnell die letzten Details des Kaufvertrages geklärt, ab ging es zur Notarin und nach nur gut zwei Stunden Vorlesezeit war der große Moment gekommen – wir überwiesen den Kaufpreis und zum 1.06 ging der Besitz der Gütze an uns über.

Für diejenigen von uns, die schon seit Jahren in dem Haus wohnen, bedeutet das nicht nur, dass wir jetzt die Miete an ein anderes Konto überweisen müssen. Vielmehr können wir jetzt endlich aufatmen, dass wir nach Jahren des Wohnens ohne Mietverträge (die WVG wollte keine Neuen ausstellen) und der Unsicherheit, ob wir hier bleiben können, endlich eine Perspektive für uns haben. In diesem Haus haben über die Jahre Generationen engagierter Menschen gewohnt: von DJs, Radiomacher*innen, Blech- und Holzbläser*innen und anderen Soundleuten, über Festivalorganisator*innen und Aktivist*innen bis zu Handwerker*innen haben die Menschen, die in diesem Haus eine günstige Bleibe gefunden haben, diese Stadt über die Jahre bereichert. Wir freuen uns, dass dieser Ort als Alternative in der Fleischervorstadt erhalten bleibt und auch in Zukunft unkommerzielle Räume schaffen wird!

Jetzt fängt die Arbeit für uns aber erst richtig an: Wir wollen ein umfangreiches Sanierungsprojekt stemmen, einen weiteren Verein gründen, der öffentliches Leben in die Gütze bringt, aus unserem Haus heraus politische Arbeit leisten, neue Mitbewohner*innen finden und ganz nebenbei die Verwaltungsarbeiten, die jetzt anfallen, auch nicht hinten herunterfallen lassen.

Den Weg bis hier hin hätten wir ohne die zahlreichen Menschen, die uns auf so verschiedene Arten unterstützen, niemals geschafft. Danke für all die Direktkredite! Danke für das ganze Geld! Danke, Planwerkstatt Tangram! Danke, Frau Sachs! Danke, IkuWo! Danke, Hof Schwarze Schafe! Danke StraZe! Danke, dass wir Eure Räumlichkeiten nutzen durften! Danke für Eure Expertisen! Danke für Geschenkkisten im Flur! Danke für Nervennahrung! Danke an alle unsere Freund*innen für die zahlreichen offenen Ohren! Danke für die Arbeit, die Ihr für unser Projekt investiert habt! Danke, dass Ihr da seid! Danke, Danke, Danke!

Eure Gütze 59

Solidarität mit der Baumbesetzung vor der Stralsunder Straße 47 in Greifswald

Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung besetzten am 22. Februar 2021 symbolisch eine Linde in der Stralsunder Straße 47 in Greifswald. Sie protestieren damit gegen die in Greifswald besonders ausgeprägte Gentrifizierung, den Umbau in eine „Stadt der Reichen“ und den Abriss der historischen Gaststätte „Alte Flora“.

Die Gütze59 unterstützt die Besetzung und die Forderung nach einem „Recht auf Stadt“. Ebenso wie in anderen Städten spitzt sich die Lage auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt auch in Greifswald weiter zu: Steigende Mieten, Verdrängungsprozesse und eine Aufspaltung der Stadt in arm und reich sind die Folgen.

Wer daran konkret etwas verändern will, muss sich mit dieser Wirklichkeit auseinandersetzen. Investor:innen ohne Verantwortungsbewusstsein für stadträumliche und quartiersbezogene Konsequenzen sind dabei ebenso wenig hilfreich wie vermeintliche Beteiligungsstrategien, die Bürger:innen über die Verschlechterung ihrer öffentlichen Infrastruktur mitentscheiden lassen und selbst dann nicht umgesetzt werden. Es braucht kein Betongold, keine Wertsteigerungen, keine Spekulation mit Wohnraum, keine ästhetische Vereinheitlichung und auch keine Lippenbekenntnisse. Es braucht sozialen und bezahlbaren Wohnraum für alle und eine subversive, kollektive und solidarische Stadtgestaltung.

#AufBäumefürWohnräume

© ClimateJustice Greifswald:
https://twitter.com/climate4justice

Aktueller Stand – 12.01.2020

Unsere Gütze ! Gütze für Alle !

Nach langer Vorbereitung und fast einem halben Jahr Warten wurde uns endlich mitgeteilt, dass sich der Hauptausschuss der Bürger:innenschaft sich am 30. November 2020 für das Konzept unseres lit e.V. entschieden hat. Damit steht dem Verkauf des Hauses an uns nichts mehr im Wege.

Jubelschreie am Telefon, klirrende Sektgläser, Glückwunsch-Nachrichten, Erleichterung und Vorfreude – so sahen unsere Reaktionen aus, als wir erfuhren, dass wir in der Gütze nun endlich unseren Traum von einem selbstverwalteten Wohnprojekt verwirklichen können.

Wir freuen uns auch mit den Menschen, die schon lange in der Gützkower 59 wohnen und nun endlich eine sichere Perspektive haben, hier wohnen bleiben zu können.

Seit bald zwei Jahren versuchen wir unseren Wunsch nach selbstorganisiertem Wohnen in die Tat umzusetzen. Für uns als zukünftiges Wohnprojekt bedeutet Selbstorganisation zu einem etwas Politisches, zum anderen etwas Praktisches. Wir wollen Freiräume schaffen in denen Menschen ein solidarisches Miteinander nicht nur diskutieren, sondern das schöne Leben aktiv erproben. Wir wollen selbst darüber entscheiden für was unsere Miete verwendet wird, gemeinsam Kochen, miteinander Bauen, uns Aushelfen wenn die Kohle knapp wird und in Selbstverwaltung leben. 

Das Haus soll dabei nicht nur ein Ort für seine Bewohner:innen sein, sondern auch für das Viertel: 

In dem Haus wird es öffentliche Räume geben, die unkompliziert für die Nachbarschaft nutzbar sind. Wir wollen uns in stadtpolitische Diskussionen einmischen, uns mit der Nachbar:innenschaft vernetzen sowie die Verdrängung und Aufspaltung der Stadt in arm und reich kritisieren.

Greifswald ist eine lebendige Stadt, die von selbstorganisierten Initiativen lebt. Projekte wie das Antidiskriminierungsprojekt im alten Pariser, das Internationale Kultur- und Wohnprojekt IkuWo, das Wohn- und Werkstattprojekt Brinke 26 und das Kultur- und Initiativenhaus STRAZE zeigen wie wichtig Orte des Miteinanders, des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung sind, die über die Grenzen des eigenen Gartenzauns hinausweisen. In einer Gesellschaft, die auseinanderdriftet und in der das Miteinander in den Hintergrund gerät und das Gegeneinander Aufwind hat, sind kollektive Organisationsstrukturen wichtiger denn je. 

Projekte wie unseres, entsprechen oft nicht gängigen Verwertungs- und Effizienzforderungen und wollen dies auch gar nicht. In unseren Projekten stehen nicht Rendite und Leistungsdruck im Vordergrund, sondern das Entwickeln und Leben von Formen des solidarischen Miteinanders. Solche Orte sind für Greifswald nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar für eine lebenswerte Stadt.

Momentan gründen wir eine GmbH um dann den Kaufvertrag mit der Stadt aushandeln zu können. Über die nächsten Schritte halten wir euch auf dem Laufenden.

Wir freuen uns hoffentlich bald persönlich mit Euch auf das neue Projekt anzustoßen und den neuen Ort gemeinsam mit Euch zu gestalten!

Solltet ihr Fragen, Ideen und Anregungen habt, meldet Euch jederzeit bei uns.

Bis demnächst, Eure Gütze 

Aktueller Stand – 26. 11.2020

Am Montagabend ist es soweit: die Entscheidung über das Haus Gützkower Straße 59 fällt. Der Hauptausschuss der Bürgerschaft entscheidet, an wen das städtische Haus verkauft wird.

Wir haben die letzten Monate Konzepte geschrieben, verworfen, neu geschrieben, Pläne für den Hof gezeichnet, über Heizungen, Fußböden, Mietkonzepte und das Mietshäusersyndikat diskutiert. Wir haben Finanztabellen gewälzt, Steuerberater:innen befragt, uns mit Politiker:innen getroffen, Kredite ausgehandelt und uns mit Architekt:innen abgesprochen.

Wir haben uns mit vielen von euch tollen Unterstützer:innen auf einen Tee getroffen und hunderten von unserer Idee erzählt, in diesem Haus sozialen Wohnraum und einen Raum für die Nachbarschaft zu verwirklichen. Wir haben durch eure Hilfe sehr viel Geld in kurzer Zeit zusammenbekommen, so viel, dass wir dieses Haus kaufen können!

Wir haben die Besichtigungen von Investor:innen ertragen, die uns gesagt haben „Sie müssen ja noch nicht sofort ausziehen.“. Wir haben Interviews geführt, über den Stadtteil geredet und wie er sich verändert hat. Wir haben uns über die netten Nachbar:innen gefreut, die mit Ideen für die Nutzung auf uns zukamen, von Sprachen lernen bis Sportraum.

Und jetzt sitzen wir als großer Haufen von Menschen auf unserem digitalen Plenum und warten . . .

. . . warten endlich sagen zu können: Unsere Gütze! Gütze für alle!

Aktueller Stand – 02. Juni 2020

Hier auf der Homepage findet ihr laufend aktualisiert alle Informationen zu unserem Projekt. Wir sind eine Gruppe, die Lust hat in der Gützkower Straße 59 ein gemeinschaftliches Wohnprojekt mit öffentlichen Räumen zu gründen und langfristig bezahlbaren Wohnraum zu sichern! Inzwischen sind viele Schritte getan, das Konzept fast fertig, die Hälfte der Direktkredite eingesammelt, aber trotzdem liegt noch einiges vor uns. Uns fehlen noch rund 40.000€ Direktkredite. Bis zum 21. Juli müssen wir das Konzept mit entsprechendem Finanzierungsnachweis bei der Stadt einreichen. Damit das alles klappt, brauchen wir weiterhin euren Support. Leitet unsere Informationen gerne in eure Netzwerke, Politgruppen weiter & fragt gerne auch Freund*innen und Verwandte nach Unterstützung. Vielleicht hat ja noch eine Person, die ihr kennt, ungenutztes Geld auf der Bank zu liegen.

Bei Fragen oder Anregungen meldet euch gerne! Bis bald und solidarische Grüße,

eure Gütze 59

hoffentlich bald unser neues und altes Zuhause – die Gütze 59